Phongsali
Phongsali ist eine kleine Stadt im äußersten Norden Laos. Wir liegen im Hotel auf dem Bett und ich langweile mich. Nichts zu tun in Phongsali, ich lese ein Buch. Lee langweilt sich auch. „immer liest du nur… entspanne dich doch mal!“
„Lesen entspannt mich!“
„was soll am lesen entspannen sein… mich macht das müde“
„hmm…..“
Draußen quäkt eine monotone weibliche Stimme aus einem Lautsprecher, ich kenne das schon immer gegen 18 Uhr das selbe. Es gibt überall diese Lautsprecher, jeder kann und soll es anscheinend hören.
„sag mal, was reden die denn da?“
„das sind so Nachrichten aus dem Bezirk“
„was denn für Nachrichten?“
„naja, irgendein Funktionär hat ein Dorf besucht, was eingeweiht, die neuesten Errungenschaften in der Landwirtschaft… so was halt. Interessiert keinen… in unserem Dorf hatten wir das auch, das gibt es überall“
Lees Vater hatte eine Anstellung beim Staat, in Laos möchte eigentlich jeder eine Anstellung beim Staat haben, die Bezahlung ist miserabel, das Gehalt kommt nur alle 3 Monate, aber es hat seine Vorteile.
Lees Vater wurde z.B. nach einigen Jahren mit einem Stück Land bedacht. Da die Familie traditionell Landwirtschaft betreibt, war das dem Vater sehr recht, er hat Reisfelder angelegt, Mangobäume angepflanzt, Gemüse, Ziegen gezüchtet.
Das war viel Arbeit und für seine Arbeit beim Staat blieb nicht mehr viel Zeit.
Er ist dann nur noch selten hingegangen……
In Phongsali gibt es eine Touristeninformation. Wir waren mehrmals dort, aber immer war geschlossen. „Na die haben wohl auch was besseres zu tun, als in der Touristeninfo rumzuhocken!?“
Lee lacht… „ja, die Landwirtschaft macht viel Arbeit“
Auf dem Rückweg kommen wir wieder am „Phongsali Hotel“ vorbei, das ist ein großer sozialistischer Kasten mit chinesischem Restaurant in Erdgeschoss, in dem aber nie jemand sitzt. Der Typ an der Rezeption spielt Tetris am Hotelcomputer.
Vorgestern als wir ankamen habe ich nach einem Zimmer gefragt, ohne sein Spiel aus den Augen zu verlieren sagt er: „13.000 Kip“
„kann ich das Zimmer mal sehen?“
„hmmmm….“ Pause.
„Ich würde es mir gern mal ansehen, das Zimmer!“
Wortlos hält er mir einen Schlüssel hin. Das Zimmer ist schwer zu finden, endlose dunkle Gänge, endlich stehen wir vor der Nummer, die auch auf dem Schlüssel steht. Ein dunkles schmuddeliges Loch, es sieht aus als ob es seit Jahren nicht mehr bewohnt wurde.
Wir sind dann wieder gegangen.
Wir wollen zurück nach Luang Prabang. Der Bus soll um 8 Uhr fahren. Die Busstation liegt etwas außerhalb, genau genommen etwa 5km.
Um 7 stehen wir an der Straße und warten auf ein vorbeikommendes Tuktuk. Fehlanzeige… mit fällt auf, das ich hier in Phongsali noch nicht viele gesehen habe, ansonsten kurven die Dinger überall im Land zuhauf rum, nicht hier und jetzt.
Ich bin entnervt… „OK, dann müssen wir halt zu Fuß gehen!“
Wir sind um kurz vor 8 am Busbahnhof, die Stimmung ist gereizt. 3 Damen sitzen am Ticketschalter, jede ein Handy in der Hand und ganz mit dem Gerät verwachsen.
„zwei Fahrscheine nach Lunag Prabang bitte“
„für Morgen?“
„nein, heute!“
„ist schon weg….“ (keine der Damen schaut vom Handy auf)
„was, seit wann??“
„fährt um 7…“ (ich spüre einen Nervenzusammenbruch aufsteigen)
„seit wann fährt der um 7??“
„seit kurzem“
ich schreie: „und nun??“ (Frau zuckt mit den Schultern)
Ich sehe mich um… ein Bus an dem Vientiane als Ziel steht, macht sich gerade zur Abfahrt bereit. Ich renne wieder zum Schalter:
„fährt der nicht über Vientiane?“
„hmmm…“
„hmmm ja oder hmmm nein?“
„ja…“ (ich könnte jetzt einen Mord begehen)
Als wir im halb mit jungen Arbeitern besetzten Bus sitzen, wird sich gerade mit lauter Schlagermusik auf die bevorstehende Tour eingestimmt. Die Musik dröhnt und alle sind gut drauf…. nur ich nicht.
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